Libellen
Ein besonders auffälliges Element von Rohstoffgewinnungsstätten ist zeitgleich ein bedeutendes Biotop für eine Vielzahl gefährdeter Arten, darunter auch Libellen: Flachgewässer und Flachwasserzonen. Gerade Libellen profitieren dabei von der hohen Strukturvielfalt der vorhandenen Gewässer, die im Zuge der Rohstoffgewinnung: an den Ufersäumen der von der Krieger Gruppe betriebenen Baggerseen jagen Große und Kleine Königslibellen, Blaupfeilarten und verschiedene Heidelibellen. An tieferen Kleingewässern mit einer deutlich ausgeprägten Vegetationsentwicklung sind Mosaikjungfern, darunter auch die seltene Südliche Mosaikjungfer, ebenso anzutreffen wie zahlreiche Kleinlibellen. Sonnenexponierte, offene Flachgewässer sind häufig das Jagdrevier des Plattbauchs und gelegentlich der Blutlibelle. Viele weitere Arten sind bereits vorhanden, und es ist zu erwarten, dass bei den künftig geplanten, vertieften Erhebungen innerhalb der Krieger Gruppe noch weitere Arten entdeckt werden. An einem unserer Baggerseen in der Rheinniederung konnten wir sogar ein ganz besonderes Kleinod nachweisen: die vom Aussterben bedrohte Sumpf-Heidelibelle. Zum Erhalt und zur Förderung des Vorkommens haben wir am Standort auf freiwilliger Basis eine vorhandene Flachwasserzone erweitert und mit Erfolg für die Art aufgewertet. In den kommenden Jahren werden wir mit ausgewiesenen Libellenexperten und dem Regierungspräsidium eng zusammenarbeiten, um an diesem Standort weitere Schutzmaßnahmen umzusetzen. Davon profitieren auch andere gefährdete Arten in denselben Uferzonen, wie der Spitzenfleck und der Kleine Blaupfeil.

Heuschrecken
Viele der meist wärmeliebenden Heuschreckenarten sind auf nährstoffarme Trockenstandorte mit offenen, sandigen Flächen angewiesen. Demnach sind zahlreiche Arten in unseren Gewinnungsstätten anzutreffen, und die Standorte der Krieger Gruppe können als „Hot Spots“ für Heuschrecken gelten: von den aktuell etwa 70 Arten, die im Südwesten Deutschlands vorkommen, konnte bisher etwa die Hälfte in unseren Gewinnungsstätten angetroffen werden. Betrachtet man die geographische Verbreitung der Arten und lässt die Arten unberücksichtigt, deren Vorkommen auf Landesteile abseits der Betriebsstätten der Krieger Gruppe beschränkt sind, kommen so gut wie alle Heuschreckenarten einer gegebenen Region auch in unseren dortigen Betriebsstätten vor. Gebietslisten von 15 oder mehr Arten sind die Regel, und einer unserer Baggerseen in der nordbadischen Rheinebene beherbergt in seinen Uferbereichen sogar mindestens 30 Arten, was für Baden-Württemberg zu den höchsten Werten zählt. Unter diesen Arten befinden sich auch mehrere gefährdete Heuschrecken, für die an den entsprechenden Standorten gezielte Schutz- und Pflegemaßnahmen durchgeführt werden.

Bereiche höherer Vegetation beherbergen neben verschiedenen Grashüpferarten der Gattung Chorthippus und Pseudochorthippus auch Langfühlerschrecken, wie die Zweifarbige Beißschrecke und die Westliche Beißschrecke. Beide Arten sind insbesondere in unseren Betriebsstätten in der Rheinebene zahlreich anzutreffen. Als „Neubürgerin“ in Deutschland, die sicher im Zuge der Klimaerwärmung in den vergangenen Jahren eine starke Ausbreitung erfuhr, ist die Vierpunktige Sichelschrecke inzwischen eine der am häufigsten anzutreffenden Arten. Auch die etwas sonderbar anmutende Große Schiefkopfschrecke tritt je nach Standort in großer Zahl auf. Die offenen, felsigen oder sandigen Flächen ziehen zahlreiche Blauflügelige Ödlandschrecken an, die sicher zu den Charakterarten unserer Industrie zählt. Deutlich seltener, aber dennoch an mehreren Standorten verbreitet, ist die Blauflügelige Sandschrecke.
Die kleinen und unauffälligen Dornschrecken der Gattung Tetrix sind mit vier der sechs in Deutschland vorkommenden Arten in Bereichen mit feuchten, eher schattigen Böden gut vertreten. Besonders hervorzuheben sind dabei mehrere Vorkommen der Westlichen Dornschrecke. Die Westliche Dornschrecke ist als Bewohnerin feuchter, sandiger Uferzonen sehr stark von der Rohstoffförderung abhängig. Von den etwa 13 bekannten Vorkommen in Baden-Württemberg liegen mindestens 10 an Baggerseen. An allen Standorten der Krieger Gruppe, an denen dieses Kleinod der Heuschreckenfauna nachgewiesen wurde, erfolgen umfangreiche Pflegemaßnahmen mit dem Ziel, die Art nicht nur zu erhalten, sondern die Vorkommen zu vergrößern und flächenhaft zu erweitern. Teilweise erfolgen die Maßnahmen gemeinsam mit lokalen NABU-Ortsgruppen und dem zuständigen Regierungspräsidium.
Amphibien und Reptilien
Mit nur sehr wenigen Ausnahmen kommen fast alle im Südwesten Deutschlands beheimateten Amphibienarten in den Gewinnungsstätten der Krieger Gruppe vor. Generell gehören Amphibien – neben den Menschen – damit zu den wirklich großen Profiteuren der Gewinnung mineralischer Rohstoffe. Insbesondere für den Erhalt stark bedrohter Arten sind Gewinnungsstätten von herausragender Bedeutung.
Unter den Reptilien sind Mauereidechse, Zauneidechse und Ringelnatter an den meisten Gewinnungsstätten der Krieger Gruppe verbreitet, oft in großen Populationen. Regelmäßig werden gezielte Maßnahmen zum Schutz und Erhalt dieser Arten an den Standorten durchgeführt. Eine große Besonderheit ergibt sich für die Hauptverwaltung in Neckarsteinach: der Ort liegt in einem der sehr wenigen Verbreitungsgebiete der Äskulapnatter in Deutschland. Die Art sucht gerne Schutz unter den Paletten unseres Umschlagplatzes, und im Garten der Hauptverwaltung wurde sie ebenso bereits nachgewiesen. Selten kann es sogar vorkommen, dass sich an heißen Tagen ein Jungtier in die Büroräume des Erdgeschosses verirrt und dann fachmännisch gerettet werden muss.

Amphibien besiedeln insbesondere die vorhandenen Kleingewässer in den Betriebsstätten der Krieger Gruppe und sind mit insgesamt mindestens 12 Arten gut vertreten. Von großer Bedeutung sind dabei Vorkommen der seltenen Arten Wechselkröte und Kreuzkröte an mehreren Standorten. Diese Vorkommen werden jeweils gezielt durch Mitarbeiter, oft gemeinsam mit lokalen NABU-Akteuren, betreut und gefördert, zum Beispiel durch die Anlage neuer Laichgewässer oder das Versorgen dieser Gewässer mit frischem Wasser, sollten Gewässer mit Kaulquappen während Dürreperioden drohen, auszutrocknen. Auch der Springfrosch und die Gelbbauchunke suchen mehrere unserer Gewinnungsstätten zur Fortpflanzungszeit auf. Weit verbreitet sind Grasfrosch und Grünfrösche, wobei bisherige Erfassungen nahelegen, dass es sich dabei ausschließlich um die weit verbreiteten Arten See- und Teichfrosch handelt.
Vögel
In den Gewinnungsstätten der Krieger Gruppe finden zahlreiche Vogelarten geeignete Brut- oder Rastmöglichkeiten vor, und demnach ergeben sich für die einzelnen Standorte oft beeindruckende Artenlisten. Im Bereich der Produktionsstätten der Krieger Gruppe wurden bislang etwa 150 Vogelarten entweder bei der Brut, der Nahrungssuche oder auf dem Durchzug festgestellt. Jedes Jahr kommen im Zuge des Monitorings weitere Arten hinzu.
Brutvögel und Nahrungsgäste
Unsere Gewinnungsstätten bieten aufgrund ihrer Vielzahl an verschiedenen Biotopstrukturen für zahlreiche Brutvogelarten hervorragende Lebensräume. Das Spektrum der Biotopstrukturen reicht dabei von Gewässern (allen voran unsere Baggerseen) über Hecken und Gehölze, Ruderalfluren und Wiesen bis hin zu Sand- und Kiesflächen oder Steilwänden. Demnach sind regelmäßig über 50 Arten in den Gewinnungsstätten der Krieger Gruppe brütend anzutreffen.

An unseren Gewässern wurden als Brutvogelarten bisher neben häufigen Arten wie Höckerschwan, Nilgans, Stock -und Reiherente an einzelnen Standorten auch brütende Mandarinenten nachgewiesen – eine zwar gebietsfremde, aber durchaus attraktive Neubürgerin. Sandige Steilufer der Uferzonen beherbergen an mehreren Standorten Brutkolonien der Uferschwalbe.
In den verschilften Uferzonen unserer Baggerseen brüten Haubentaucher, an mindestens einem Standort zusätzlich der Zwergtaucher in mehreren Paaren. Neben dem weit verbreiteten Teichrohrsänger kommen in den Schilfzonen darüber hinaus vereinzelt Rohrammern und sogar der Drosselrohrsänger vor. Eine große Besonderheit konnte aufgrund ungewöhnlich hoher Wasserstände im Jahr 2024 an einem unserer Standorte in Nordbaden nachgewiesen werden: in dessen großflächigen Schilfzonen ergab sich in diesem Jahr Brutverdacht für die Arten Zwergdommel und Purpurreiher.
Auf den offenen Sand- oder Kiesflächen unserer Gewinnungsstätten brüten regelmäßig Flussregenpfeifer, sofern angrenzend Flachgewässer zu finden sind. Hier sind auch Bachstelzen und der Bluthänfling sehr häufig.
Während in Bezug auf die Naturschutzbedeutung der Rohstoffgewinnungsstätten die bisher genannten Arten der Gewässer und offenen Rohbodenstandorte im Fokus stehen, bieten auch andere typische Landschaftselemente der Betriebsstätten einer reichen Artengemeinschaft seltener Brutvögel geeignete Brutbedingungen: Sukzessionsflächen mit Hochstauden und Heckenzügen. Hier sind nicht nur Schwarzkehlchen, Dorngrasmücken oder Neuntöter zuhause. Gelegentlich kann in diesen Lebensräumen in unseren Betriebsstätten entlang des Rheins auch der Orpheusspötter angetroffen werden.
Insbesondere entlang der Ränder unserer Betriebsstätten sowie im Ufersaum unserer Baggerseen sind ältere Gehölzbestände anzutreffen, oftmals aus Weiden und Pappeln. Hier sind neben den häufigen Arten dieser Lebensräume, wie Mönchs- und Gartengrasmücke, gelegentlich auch seltenere Arten brütend anzutreffen, wie der Schwarzmilan, der Kleinspecht oder sogar die Beutelmeise.
Vielen Brutvogelarten der weiteren Umgebung dienen unsere Betriebsstätten während der Brutzeit als Nahrungsraum. Besonders beeindruckend sind dabei Großvogelarten wie der Weißstorch, der Graureiher oder verschiedene Greifvogelarten. Letztere nutzen sehr gerne die Thermik über den sich schnell erwärmenden Rohbodenflächen und sind dabei besonders gut zu beobachten.
Zugvögel und Wintergäste
Auch im Winterhalbjahr und zu den Zugzeiten nutzen zahlreiche Vogelarten die Lebensraumstrukturen unserer Betriebsstätten zur Rast oder gar zur Überwinterung. Die Nutzung der Wasserflächen unserer Baggerseen durch verschiedene Wasservögel ist dabei besonders auffällig. Im Winter finden sich dort regelmäßig größere Gruppen Wasservögel ein, darunter neben den häufigen Arten wie Stockente, Blässhuhn und Reiherente auch gelegentlich Besonderheiten wie die Löffelente, Kolbenenten, die Samtente und der Rothalstaucher. Die Flachgewässer und Uferzonen werden gelegentlich durch Watvogelarten aufgesucht. Bisher nachgewiesen wurden dabei primär Wasserläufer wie der Grünschenkel oder Bruchwasserläufer. Im Zuge des fortgeführten Monitorings sind aber auch Nachweise anderer Arten nur eine Frage der Zeit.
Auch in den terrestrischen Bereichen, wie den Hochstauden und Heckenzügen, sind regelmäßig Zugvögel zu beobachten, wobei hier Singvögel dominieren. Größere Finkenschwärme suchen in den Hochstauden nach Nahrung, Steinschmätzer frequentieren die Rohbodenstandorte und Grasmücken und andere Insektenfresser können in größerer Zahl in unseren Hecken erwartet werden.
Regelmäßige Beobachtungen, insbesondere bei Zugvögeln, führen gelegentlich zur Entdeckung ungewöhnlicher Arten, die in der Region nur selten und in geringen Zahlen anzutreffen sind. Zu diesen selteneren Besuchern unserer Betriebsstätten zählen bisher Zwergschnepfe, Bienenfresser, Wiedehopf und Brachpieper. Auch hier ist mit weiteren Nachweisen zu rechnen, und gerade zu den Zugzeiten zählen Produktionsstätten der Steine- und Erdenindustrie zu den lohnenden Zielen für Vogelbeobachter.