Die kontinuierliche Rohstoffgewinnung als Voraussetzung für den Artenschutz

Neu entstandene Rohbodenflächen unterliegen ohne wiederholte Eingriffe einer raschen natürlichen Vegetationsentwicklung. Nachdem sich erste Gräser in Senken und Spaltensystemen etablieren, folgen Hochstaudenfluren und schließlich kleinere Gebüsche und Gehölze, meist bestehend aus schnell wachsenden Weiden und Pappeln. Vorkommen von Pionierarten auf solchen Rohbodenstandorten weichen somit unter natürlichen Bedingungen schon nach kurzer Zeit, meist nach wenigen Jahren, einer häufigeren Artengemeinschaft. Die Bedeutung des Areals für den Naturschutz nimmt somit schnell ab.

Pionierarten sind demnach auf eine fortlaufende Wiederkehr landschaftsdynamischer Prozesse angewiesen, und die Populationen der Pionierarten verlagern sich beständig auf neu entstandene Flächen. In natürlichen Lebensräumen erfolgen diese Populationsverlagerungen oft großflächig. Betriebsstätten der Steine- und Erdenindustrie weichen in diesem Aspekt von den natürlichen Verhältnissen ab: die Gewinnung der Rohstoffe erfolgt auf eng umgrenztem Raum. Die natürliche Vegetationsentwicklung, die bereits nach kurzer Zeit Flächen für Pionierarten entwertet, wird damit immer wieder in direkter räumlicher Nachbarschaft durch die Beräumung weiterer Flächen zurückgesetzt. Durch diese fortlaufende Schaffung neuer Rohbodenstandorte im Zuge der Rohstoffförderung ist über die gesamte Betriebszeit der Gewinnungsstätte gewährleistet, dass entsprechende Lebensraumbedingungen für Pionierarten und andere seltene Gäste zur Verfügung stehen. Diese Zeiträume erstrecken sich somit in der Regel ununterbrochen über viele Jahrzehnte. Für einen Standort der Kriegergruppe ist das Vorkommen einer sehr seltenen Heuschrecke bereits seit 40 Jahren dokumentiert.